Einführung

Was ist ein gutes Leben? Darauf gibt es viele Antworten in Philosophie und Literatur, aus unterschiedlichen Zeiten und Ländern. Und es ist eine Alltagsfrage für mich: Wie sieht ein gutes Leben für mich persönlich aus? Zwischen dem Streben nach beruflichem und materiellem Erfolg, der Zeit und Intensität für Familie und Freunde, der Suche nach Erkenntnis und Erleben? Dem Verhältnis von Haben und Sein?

Das sind persönliche Fragen und Werte, aber sie stehen in einem gesellschaftlichen Beziehungsrahmen: Welche Werte haben welchen Rang in einer Gesellschaft, wonach richtet sich die Wertschätzung anderer Menschen aus, woran orientiert sich die Politik? Und welche gesellschaftlichen Folgen hat mein persönlicher Lebensstil für andere Menschen – im globalen Süden, im globalen Norden, in der Zukunft?

Deshalb gilt es, die Frage nach dem guten Leben mit einem gerechten Leben zu verbinden. Einem Lebensstil, der möglichst wenig sozial und ökologisch schädliche Folgen hat, sondern Positives bewirkt. Ein gutes Leben, das positiv für mich und die Welt ist. In der wir eine neue Balance finden im Verhältnis zu Zeit und Raum, Besitz und Markt. Vielleicht in der inzwischen bekannten Kurzformel »Langsamer, weniger, besser, schöner« statt »immer weiter, immer schneller, immer mehr«. Ein beziehungsreiches und ressourcenarmes Leben. Ein Leben, bei dem ich mit mir selbst im Einklang bin.

Damit viele Menschen Suffizienz als Lebensstil entdecken und sich für eine Politik einsetzen, die ein gutes und gerechtes Leben einfacher macht, wollen wir über Suffizienz und Suffizienzpolitik sprechen.

Dieses Argumentarium soll Sie dabei unterstützen – mit praktischen Tipps für Gespräche, wie man Menschen für Suffizienz-Themen interessieren kann, wie man sich produktiv darüber austauscht und sich mit Gegenargumenten auseinandersetzt. In Teil 1 »Kommunikative Tipps« erhalten Sie praktische Empfehlungen, mit welcher Haltung und mit welcher Sprache Sie sich dem Thema am besten nähern können. In Teil 2 »Aufzugstest« (Elevator Pitch) können Sie sich auf die häufigsten Fragen vorbereiten, die Ihnen von Menschen gestellt werden, die sich zum ersten Mal mit Suffizienz beschäftigen und einen ersten Eindruck gewinnen wollen, so wie während einer kurzen Fahrt im Aufzug. Der abschließende dritte Teil 3  »Kritische Fragen klug beantworten« bereitet Sie auf politische Debatten vor, indem wir zeigen, wie Sie gängige Gegenargumente beantworten und zu Ihren Kern-Botschaften zurückkehren können. Teil 4 gibt Ihnen eine praxisnahe Auswahl von »Literatur« zu Suffizienz und Suffizienzpolitik.